Interview mit Dr. Dino Muto, Organisator der Welthundeausstellung und Präsident
des Verbands für das italienische Hundewesen (Ente Nazionale della Cinofilia Italiana)
Dino Muto
Herr Muto, was ist das für ein Gefühl, im Rahmen der Expo Milano 2015 eine der größten
Hundeveranstaltungen überhaupt auszurichten, mit beeindruckenden 29.257 gemeldeten
Hunden (19.952 Welthundeausstellung und 9.305 Verbandshundeschauen)?
Damit geht ein großer Traum in Erfüllung. Nach vier Jahren der Vorbereitungen konnten
wir der Welt endlich eine einzigartige Veranstaltung präsentieren, die Besucher
und Aussteller gleichermaßen überzeugt hat. Im Jahr 2011 haben wir bei der FCI (Fédération
Cynologique Internationale) in Paris unsere Bewerbung als Ausrichter der Welthundeausstellung
eingereicht. Die internationalen Vertreter des Verbands waren beeindruckt, dass
wir zur Veranschaulichung unserer Ideen eine Webseite benutzten, die bereits fertiggestellt
und freigeschaltet war. Wir haben uns aus zwei Gründen für Mailand entschieden:
Erstens befindet sich dort seit jeher der Sitz der ENCI, und zweitens waren wir
überzeugt von der Idee einer Zusammenlegung mit der Weltausstellung Expo Milano.
Seitdem haben wir sehr hart und mit viel Herzblut und Zielstrebigkeit an der Organisation
dieses internationalen Events gearbeitet, um alles bis ins Detail zu planen. Und
das Feedback, das wir bislang erhalten haben, erfüllt uns mit Stolz und Zufriedenheit.
Die Mühe hat sich ganz eindeutig gelohnt. Die Welthundeausstellung 2015 war
eine
greifbare Demonstration von Schönheit und Leidenschaft innerhalb der Hundewelt.
In den vergangenen Tagen wurden nicht nur 30.000 Hunde 300 verschiedener Rassen
aus 68 Ländern gezeigt, sondern zudem zahlreiche Darbietungen aus unterschiedlichen
Disziplinen, die ein enges, von Liebe und Respekt geprägtes Band zwischen Mensch
und Hund knüpfen. Eine gesunde und harmonische Beziehung, so wie sie sein sollte,
wenn es um den Menschen und seinen besten Freund geht.
Die letzte Welthundeausstellung in Italien hat ebenfalls in Mailand stattgefunden.
Damals im Jahr 2000 waren 15.200 Hunde gemeldet. Was wurde Ihrer Meinung nach rückblickend
besser gemacht als vor 15 Jahren?
Ich finde, dass man die beiden Veranstaltungen nicht wirklich miteinander vergleichen
kann, da sich in den letzten 15 Jahren so Vieles verändert hat und der technische
Fortschritt uns Möglichkeiten und Geräte beschert hat, an die damals noch nicht
zu denken war. Wir sind bei der Organisation der Veranstaltung möglichst professionell
vorgegangen und haben uns intern wie extern mit den besten verfügbaren Experten
beraten, um der Hundewelt ein Top-Event bieten zu können. Wir haben uns gezielt
auf die Wünsche konzentriert, die bei den zahlreichen Ausstellungen, an denen wir
teilgenommen haben, an uns herangetragen wurden, und haben uns bemüht, diese Anregungen
konkret umzusetzen. Genauso sind wir auch mit Fotografen und Presse verfahren, um
ihnen die Möglichkeit zu geben, möglichst effektiv von diesem Ereignis der Superlative
zu berichten. Zweifellos hat die moderne Technik auch hier Vieles erleichtert. Von
der Welthundeausstellung 2015 wurde umfassend und detailliert in Echtzeit berichtet,
unter Zuhilfenahme aller modernen Ressourcen. Das hatte ein bisschen was von einem
Reality-TV-Format, mit unseren Freunden, den Hunden, als Hauptdarstellern. Darum
war der Ansatz dank der Entwicklungen der vergangenen Jahre diesmal auch ein völlig
anderer als im Jahr 2000.
Was ist Ihrer Meinung nach die nächste große Herausforderung im Hundewesen?
Was ist Ihrer Meinung nach die nächste große Herausforderung im Hundewesen?
Wie ich bereits auf der FCI-Versammlung in Mailand sagte, besteht für mich die größte Herausforderung
im Hundewesen darin, Hundezucht und Wohlergehen der Tiere noch stärker in Einklang
zu bringen. Alle Mitgliedstaaten der FCI müssen ihre Bemühungen und Ressourcen darauf
ausrichten, in dieser Hinsicht signifikante Verbesserungen zu erreichen, beispielsweise
bezogen auf rassetypische Erbkrankheiten. Ein Rassehund muss vor allem ein gesunder
Hund sein. Die internationale Zusammenarbeit aller der FCI angeschlossenen Verbände
ist Grundvoraussetzung für die Umsetzung dieser Schlüsselziele.
Und was ist Ihre nächste Herausforderung als Präsident der ENCI?
Zweifellos gehört es zu unseren größten Herausforderungen, das Bewusstsein für das
Hundewesen auf internationaler Ebene zu fördern. Wir müssen raus aus der festgefahrenen
Schiene, die uns vom Rest der Welt isoliert. Wir müssen daran arbeiten, bekannter
zu werden, und die Probleme angehen, die durch diese Abgrenzung entstehen oder sich
aus unserer Gesellschaft an sich ergeben. Aber auch intern müssen wir uns für noch
größere Einigkeit und Zusammenarbeit einsetzen. Die FCI kann uns in diesem Bestreben
leiten und auf die wichtigsten Entscheidungen der Mitgliedsstaaten Einfluss nehmen.
Wir können so viel erreichen, wenn wir als Einheit agieren und dem unproduktiven
Individualismus endlich ein Ende machen – zum Wohl dieser außergewöhnlichen Sparte,
die wir vertreten.
Warum sind die Italiener solche Hundenarren?
Auf internationaler Ebene gehört Italien zu den Ländern mit der höchsten Anzahl
eingetragener Zuchttiere. Das zeugt von der großen Tradition und Leidenschaft der
Italiener für Rassehunde. Aktuellen Zahlen zufolge lebt in ca. 8 Millionen italienischen
Haushalten mindestens ein Hund. Italiener und Hunde sind seit jeher sehr eng verbunden.
Der Mensch hat mit der Zeit immer mehr Fähigkeiten des Hundes schätzen gelernt und
gezielt gefördert. So ist im Laufe der Geschichte eine sehr intensive, partnerschaftliche
Beziehung entstanden, die längst etwas völlig Alltägliches geworden ist, ganz egal,
ob der Mensch den Hund als „Arbeitskollegen“ schätzt oder „nur“ als „besten Freund“.
Können Sie ein paar Worte zur „Emozione“ sagen, die während der gesamten Welthundeausstellung
in Mailand spürbar war?
Für mich hatte sie etwas Magisches. Es war wunderbar, die zufriedenen, strahlenden
Gesichter der Besucher und Aussteller auf der Hundeausstellung zu beobachten. Ich
denke, die großartige Stimmung war vor allem der hervorragenden Organisation zu
verdanken, dank derer alle die Veranstaltung entspannt genießen konnten.
Erstattung an russische Angehörige
Den Hinterbliebenen unserer Hundefreunde, die unmittelbar vor Beginn der Welthundeausstellung
bei einem tragischen Unfall in Weißrussland umgekommen sind, werden die Meldegebühren
der entsprechenden Hunde erstattet. Ein Festbetrag, über den bei der nächsten Vorstandssitzung
der ENCVI entschieden wird, wird an sie ausgezahlt werden.
Herr Muto, ich bedanke mich für das Interview!
Interview: Marie Luna Durán
FCI Marketing and Public Relations Manager