Sehr verehrte Leserinnen, sehr geehrte Leser:

die Generalversammlung der FCI 2015 hat mir erneut ihr Vertrauen ausgesprochen und mich zum Präsidenten des weltweit bedeutendsten Hundeverbands wiedergewählt, eine Ehre, für die ich mich herzlich bedanke!

Meine Verpflichtung, mich mit allen Kräften für unsere Grundsätze einzusetzen, besteht unverändert weiter. Heute mehr denn je gehört es zu meinen vorrangigen Aufgaben, die Rechte unserer Hunde und ihrer Halter zu verteidigen, über ihre Gesundheit zu wachen und weltweit ein Bewusstsein dafür zu schaffen, was ein gesunder Hund in unserer Gesellschaft bedeutet. Ich bin sicher, dass Sie mich alle dabei unterstützen werden.

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Rafael de Santiago
Präsident der FCI
Entstehungsgeschichte der FCI
(1910-1922)
Fred Denayer, Belgien,
Ehemaliger Präsident der SRSH, 2004-2011
gestützt auf die Protokolle der verschiedenen Sitzungen, die in diesem Zeitraum stattfanden.
PART 2/4

Zweite Vorbereitungssitzung am Dienstag, 7. März 1911 in Brüssel

Zweite Vorbereitungssitzung 1911 in Brüssel, 1. Seite des Sitzungsprotokolls
Herzog von Lesparre (FR), allererster FCI-Präsident

Bei der ersten Vorbereitungssitzung in Den Haag wird die Abhaltung einer zweiten Vorbereitungssitzung beschlossen, die am 17. und 18. Februar in Köln stattfinden sollte. Aus heute unbekannten Gründen findet die zweite Sitzung am Dienstag, dem 7. März 1911 in Brüssel statt, in den Geschäftsräumen der Société Royale Saint-Hubert an der Anschrift 36, Rue de Joncker. Die Sitzung wird um 10:30 Uhr morgens eröffnet.

Wie in Den Haag vereinbart, geht es bei dieser zweiten Vorbereitungssitzung hauptsächlich um die Antworten, die die drei Vorbereitungsausschüsse zu den verschiedenen Problemstellungen erarbeitet haben. Die von der Société Centrale pour l’Amélioration des Races de Chiens en France ausgearbeiteten Antworten werden von Baron Jaubert vorgestellt. Die Antworten der Société Royale Saint-Hubert werden von Louis Nieuwenhuijsen vorgestellt, der von einer „Ligue internationale des Sociétés cynophiles“ (L.I.S.C.) spricht, während die Anliegen der Generalversammlung der Société Royale Saint-Hubert von Simon Goffin erläutert werden. Der niederländische Bericht wird von Baron F.W. van Tuyll van Serooskerken und Dr. A.J.J. Kloppert vorgestellt.

Bei dieser zweiten Vorbereitungssitzung ist die Schweiz nicht mehr anwesend, sie wurde durch Österreich abgelöst. Folgende Länder nehmen daran teil:

  • Deutschland, vertreten durch Freiherrn von Plato und A. Freericks (Delegierten-Kommission) sowie von Georg Obreen (Kartell der Stammbuchführenden Spezialclubs);
  • Österreich, vertreten durch Prinz Ypsilanti (Österreichischer Kynologenverband);
  • Belgien, vertreten durch G. de Buck, L. Nieuwenhuys, G. van Muylem und S. Goffin (Société Royale Saint-Hubert);
  • Frankreich, vertreten durch den Herzog von Lesparre, Graf Clary und Baron Jaubert (Société Centrale pour l’Amélioration des Races de Chiens en France);
  • Niederlande, vertreten durch Baron F.W. van Tuyll van Serooskerken und Dr. A.J.J. Kloppert.

Die Sitzung wird von Herzog von Lesparre eröffnet. Er schlägt vor, den Vorsitz einem der Mitglieder des belgischen Komitees, G. de Buck, Generalsekretär der Société Royale Saint-Hubert anzuvertrauen. Letzerer nimmt den Vorsitz an. Wie in Den Haag wird das Protokoll von Dr. Kloppert geführt.
Zu Beginn der Sitzung wird der Österreichische Kynologenverband als Nationalverband, der Österreich vertritt, anerkannt.

Es wird einstimmig beschlossen, dass jedes Land nur durch einen Dachverband vertreten sein soll, wobei für Deutschland eine Ausnahme gemacht wird, wo das Kartell und die Delegierten-Kommission gemeinsam anerkannt werden.

Was verschiedene bisher noch nicht vertretene Länder anbelangt, wie England, Russland, Italien, Schweden, Norwegen, die Schweiz, usw., gibt Dr. Kloppert an, dass viele davon - diejenigen, bei denen das Vorhandensein eines Dachverbands vorausgesetzt wurde - eingeladen wurden, jedoch nicht geantwortet haben. Die Zusammenarbeit mit England wird aufgrund dessen Quarantänebestimmungen als unmöglich betrachtet.

Der nächste Tagesordnungspunkt besteht im Aufsetzen der Statuten der „Fédération Cynologique Européenne“. Diese sollten dann bei der Pariser Tagung ratifiziert werden.
Es entsteht eine Debatte über die Namensgebung des Verbands, wobei manche Teilnehmer den Namen „Fédération Cynologique Continentale“ bevorzugen, und andere eher zu „Fédération Cynologique Internationale“ neigen. Letztendlich wird die Beibehaltung des Namens „Fédération Cynologique Européenne“ beschlossen.

Nach einer langen Diskussion unter den Teilnehmern werden die von den Niederlanden vorgelegten und von Frankreich ergänzten Statuten aufgesetzt und einstimmig genehmigt, um bei der künftigen Gründungstagung in Paris verabschiedet zu werden.

Nach der Mittagspause wird die Sitzung fortgesetzt, indem die wichtigsten Problemstellungen angegangen werden, die noch zu lösen sind. Dazu gehören die Definition des Begriffs „international“ und die Bedingungen, unter denen dieser Begriff auf Hundeausstellungen anzuwenden ist, sowie der Entwurf eines Reglements für die europäische Meisterschaft.

Nach Meinung von Dr. Kloppert sollten Ausstellungen, die der ganzen Welt offenstehen, berechtigterweise als „international“ bezeichnet werden. Doch hier endet die Diskussion, wobei nur der Beschluss gefasst wird, dass Ausstellungen, bei denen ein europäischer Meistertitel vergeben werden kann, als „von der FCE genehmigte internationale Europäische Meisterschaftsausstellung oder -wettbewerb“ bezeichnet werden soll. Jeder Dachverband ist dazu berechtigt, zwei Europäische Meisterschaftsausstellungen pro Jahr abzuhalten, wobei eine vom Dachverband selbst organisiert wird, und die andere an einen seiner Mitgliedsvereine vergeben wird, vorbehaltlich der Genehmigung durch den FCE-Vorstand.

Die Jagdhundemeisterschaft ist Gegenstand einer langwierigen Diskussion, ohne dass diesbezüglich ein Beschluss gefasst wird, da die Zeit gekommen ist, um den Dokumentationsraum zu besichtigen. Darum muss die Diskussion auf einen späteren Termin verschoben werden. Dann endet die Sitzung.